MOMENT & AUFNAHME
WENN IN BIEL
DIE ERDE BEBT
«Endlich ist es soweit: Am Computer lösen wir die letzte Erdbebenanalyse des Kongresshauses Biel aus. Das denkmalgeschützte Bauwerk stammt aus den 1960er Jahren. Mit dem filigranen Verbundbau-Hochhaus und dem eindrücklichen Hängetragwerk leisteten die Planenden Pionierarbeit. Allerdings gab es damals noch keine expliziten Anforderungen an die Erdbebensicherheit. 2018 ergab eine erste Überprüfung mehrere mutmassliche Schwachstellen. Aber Verstärkungsmassnahmen würden den Charakter des Baudenkmals beeinträchtigen. Unser Auftrag war es, eine detaillierte «Diagnose» zu stellen. Dafür mussten wir die «Patientengeschichte» rekonstruieren. Da die Grundlagen sehr lückenhaft waren, war etwas Detektivarbeit notwendig. Wir mussten Archivfotos, Pläne und Sondagen durchforsten. Daraus konnten wir schliesslich zuverlässige Inputs für unsere Simulationsmodelle generieren. Denn eine Simulation ist immer nur so gut wie ihre Inputs. Das Ergebnis der Analyse ist erfreulich: Der Zustand des Patienten ist unkritisch. Auf optisch störende bauliche Eingriffe darf verzichtet werden. Einmal mehr hat es sich gelohnt, genau hinzuschauen.»

Dimitrios Piskas
Bauingenieur, Projektleiter Hochbau
Simulation: Dimitrios Piskas,
Gabrielle Muller, Yves Mondet
Foto: Dominik Gehl