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ORGANISATION & ENTWICKLUNG

DAS HERAUSFORDERUNGS-
QUADRAT

Denken Sie an eine Person in Ihrem Arbeitsumfeld, die Ihnen immer mal wieder auf die Nerven geht. Mit welchen Worten würden Sie diese Person beschreiben? Vielleicht fällt Ihnen pedantisch, besserwisserisch oder unzuverlässig ein. Was es auch immer ist, was uns stört, wir finden schnell gut haftende, negative Labels. Diese können uns in etwas hineinmanövrieren, was der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun als «zwischenmenschliche Teufelskreise» bezeichnet. Er meint damit Konflikte, die sich durch ebendiese Etikettierungen selbst erhalten oder gar verstärken. Als Ausstiegshilfe empfiehlt er, mit einer anderen Brille auf das Verhalten zu blicken und zu fragen: Was ist das Gute daran?

«Mit der Frage nach dem Guten im Schlechten verändert sich der Blick auf den anderen Menschen.»

Was also soll gut sein an Pedanterie? Vielleicht Ordnung, Sorgfalt, Genauigkeit? Mit der Frage nach dem Guten im Schlechten verändert sich der Blick auf den anderen Menschen und damit oft auch das eigene Verhalten. Die Frage gehört zum Kern des Werte- und Entwicklungsquadrats, das Schulz von Thun bereits in den 1980er Jahren als «Denkfigur» in seinem Bestseller «Miteinander reden» vorgestellt hat. Die Grundannahme: Zu jedem Wert gehört ein gleichberechtigter Gegen-Wert, eine Schwestertugend. Zur Ordnung gehört Wandlungsfähigkeit oder Flexibilität.
Und jeder Wert kann, wenn er übertrieben wird, zur Untugend verkommen – wie eben Ordnung zur Pedanterie oder Flexibilität zur Beliebigkeit. Für uns selbst beanspruchen wir natürlich stets auf der Seite der Tugend zu stehen, während wir der anderen Person die Untugend zum Vorwurf machen. Ich bin flexibel, der andere ist ein Pedant.

«Jede einseitig gelebte Tugend hat die Tendenz zur Übertreibung – und damit zur Untugend.»

Jede einseitig gelebte Tugend hat die Tendenz zur Übertreibung, zum «Zuviel des Guten». Schulz von Thun schlägt das Wertequadrat deshalb auch als Coaching-Instrument für die persönliche Entwicklung vor und nennt es «Herausforderungsquadrat». Wer sich auf der Seite der Ordnung sieht, ist herausgefordert, die Flexibilität in sich zu entdecken und beide Pole in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen. Daraus entstehe keineswegs eine «laue Ausgewogenheit», sondern eine ganz neue Qualität, die nach neuen Begriffen verlangt. Zum Beispiel: dynamische Ordnung.

Bei Basler & Hofmann haben wir uns daran ein Beispiel genommen und unsere Unternehmenswerte als vielschichtige Doppelbegriffe wie wertschätzend-wirtschaftlich, freiheitlich-verlässlich, sorgfältig-wirksam, gefasst. Es geht nicht um ein «entweder-oder», sondern um ein dynamisches «sowohl-als-auch».

Zum Weiterlesen:
Schulz von Thun, F. (2007): Miteinander reden 4. Fragen und Antworten.

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